Angela Piekoschowski
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen
 

 
                          

Sucht und Abhängigkeit / Traumafolgestörungen

Süchtig werden? Das kann mir nicht passieren! Von wegen...Sucht und Abhängigkeit kann jeden treffen...

Bei den meisten stoffgebundenen Süchten lässt sich eine ärztliche Begleitung, vor allem eine stationäre Entgiftung mit anschließender Rehabilitationsbehandlung nicht vermeiden. Dies vor allem beim kontrollierten Alkoholentzug, bei dem es zu lebensbedrohlichen Entzugssymptomatiken - wie z.B. dem Delir - kommen kann.

Wir leben im Überfluss und Genussmittel gehören zum täglichen Gebrauch dazu. Ob das tägliche Feierabendbier oder das Glas Wein zum Entspannen, die Zigarette für die Auszeit, der Sekt zum Anstoßen u.s.w.

Aber auch das Internet, das Smartphone, die Spielekonsolen, ja sogar Sport und Fasten haben inzwischen ein großes Suchtpotential. Und dann gibt es noch die vielen illegalen Drogen.

Alkohol ist in Deutschland ein akzeptiertes Genussmittel, also eine sogenannte legale "Droge", daher besteht ein höheres Risiko, Alkoholiker zu werden als heroinabhängig.

Einer Schätzung zufolge ist jeder zehnte Deutsche suchtkrank. Und auf jeden Suchtkranken kommt meist ein Co-Abhängiger, i.d.R. der Partner) und einige weitere Menschen, die unter dem Suchtverhalten leiden, wie Familienangehörige - vor allem Kinder, Freunde, Kollegen etc... Damit ist klar, Sucht betrifft nicht nur den Erkrankten selbst, sondern immer auch sein Umfeld.

Was genau ist Sucht?

Wir unterscheiden zwischen Substanzabhängigkeiten (stoffgebundene Süchte) und immateriellen Süchten (stoffungebundene Süchte). Bei der Substanzabhängigkeit ist also der Missbrauch eines schädigenden Stoffes gemeint, die immaterielle Sucht beschreibt den Drang, etwas immer wieder zu tun, z.B. Glücksspiel.

In der Medizin gibt es klare Kriterien zur Diagnosestellung "Sucht":

Wenn über einen Zeitraum von zwölf Monaten mindestens drei der folgenden Kriterien zutreffen:

1. der starke Wunsch oder Zwang, zu konsumieren

2. die verminderte Kontrollfähigkeit über Beginn, Ende oder Menge des Konsums

3. körperliche Entzugssymptome bei Beendigung oder Reduktion des Konsums

4. wenn immer höhere Dosen erforderlich sind, um die gleiche Wirkung zu erzielen

5. wenn der Konsument sich selbst und sein Umfeld immer weiter  vernachlässigt, weil der Konsum immer mehr Zeit in Anspruch nimmt und die erforderlichen Erholungsphasen nach dem Konsum immer länger werden

6. anhaltender Konsum trotz der Offensichtlichkeit der schädlichen Folgen

Sucht zerstört Familien, soziale Bindungen und beeinträchtigt die freie Entfaltung des Menschen. Sucht ist ein starkes, nicht abzuweisendes Verlangen nach einem bestimmten Zustand. Der Verstand ist nicht mehr in der Lage, dem Verlangen (Craving) gegenzusteuern.

Entstehungsursachen von Abhängigkeit:

Um süchtig zu werden, bedarf es nicht immer einer stofflichen Substanz, da unser Gehirn in der Lage ist, auch Nichtstoffliches mit physischem und psychischem Wohlbefinden zu verknüpfen.

Niemand wird freiwillig süchtig, es geschieht oft einfach ohne tieferen Grund. Manchmal aus Gewohnheit, die erste Zigarette schmeckt eigentlich gar nicht, aber in der Clique rauchen alle und wir wollen ja nicht uncool sein...

Für die Entstehung von Abhängigkeiten sind nicht nur einzelne Ursachen verantwortlich. Die Sucht entsteht meist unter multifaktorellen Bedingungen, aus der Trias psychoaktiver Substanz, Individuum und Gesellschaft bzw. soziales Umfeld.

Unter anderem sind folgende Risikofaktoren bekannt:

Werbung und Schönheitsideale

Zukunftsängste, mangelnde Perspektiven

Konsumorientierung

Stress, Belastungen, erlittene Traumata

Peergroupeffekte

Vereinsamung

fehlerhafte Erziehung

Vorbildverhalten

Gefährliche Sucht

Insbesondere die stoffgebundenen Süchte wie Alkohol, Medikamente, illegale Drogen sind gesundheits- bzw. lebensgefährdend.

Unter Umständen kommt es zu lebensbedrohlichen Komplikationen, z.B. das Leberversagen bei chronischem Alkoholkonsum oder die Atemdepression bei überdosiertem Opiatgebrauch.

Wann spricht man von Abhängigkeit?

Bei regelmäßigem erhöhtem Alkoholkonsum spricht man entweder von riskantem Konsum, schädlichem Gebrauch oder Abhängigkeit. Die Übergänge sind meist fließend.

12g Alkohol bei Frauen (> 1/8 ltr. Wein oder Sekt) und 24g Alkohol bei Männern (> 1/2 ltr. Bier) pro Tag bezeichnet man bereits als riskanten Konsum. Wenn der Konsum jedoch zu körperlichen, psychischen und sozialen Konsequenzen führt, ist der Gebrauch bereits als schädlich einzustufen.

Sucht entsteht durch die Wiederholung des schädlichen Verhaltens, die Gewöhnung an die Substanz, die einen Verzicht nicht mehr möglich macht.

Behandlungsstrategien

Die stoffgebundenen Süchte wie Alkohol, Medikamente, Drogen etc... müssen immer zunächst medizinisch behandelt werden. In der Regel beginnt die Behandlung mit einer stationären Entgiftung in einer entsprechenden Klinik. Begleitend erfolgen psychotherapeutische Maßnahmen und später oft eine Anschlussrehabilitation über mehrere Wochen bzw. Monate.

Wenn Sie oder Ihr Partner/Umfeld bemerken, dass die Grenze zur Sucht möglicherweise bereits überschritten ist, sollten die notwendigen Maßnahmen möglichst zeitnah eingeleitet werden. Hier können der Hausarzt und die Suchthilfesysteme (Suchtberatungsstellen) die notwendige Unterstützung leisten.

Nichtstoffgebundene Süchte können gut mit psychotherapeutischen Maßnahmen behandelt werden.

Traumafolgestörungen bei Suchtpatienten

Suchtpatienten mit Traumafolgestörungen haben oft eine schlechtere Prognose für ein Leben ohne Suchtmittel als Patienten ohne Trauma in der Vorgeschichte. Daher ist es bei diesen Patienten unbedingt notwendig, neben der suchtspezifischen Behandlung auch die Traumafolgestörungen zu berücksichtigen.

Man geht davon aus, das ein- bis zwei Drittel der Suchtpatienten traumatische Erfahrungen in der Kindheit bzw. in der Jugend gemacht haben. Bei diesen Patienten besteht auch eine höhere Rate an Therapieabbrüchen, sie sind meist sozial nicht gut eingebunden und konsumieren mehr als andere Patienten "harte" illegale Substanzen.

Wenn diese Patienten ersten Kontakt zum Suchthilfesystem suchen, steht erst einmal nicht das Trauma im Vordergrund, sondern die Suchterkrankung. Mit dem Konsum haben viele der traumatisierten Suchtpatienten zunächst versucht, die Traumata zu therapieren, als eine Art Selbstmedikation. Die Drogen helfen z.B.

  • bei der Unterdrückung von Flashbacks
  • gegen vegetative Übererregbarkeit
  • bei der Reduzierung von Albträumen

Traumatisierte Suchtpatienten sind häufig auch suizidgefährdeter und es kommt deutlich häufiger zu selbstschädigendem Verhalten (wie z.B. Ritzen, Prostitution...).

Der so entstehende Kreislauf von Traumatisierung - Traumafolgestörung - Konsum - Beschaffungskriminalität - Prostitution - und Retraumatisierung kann nur mit einer umfassenden Behandlung (Suchtbehandlung + Traumatherapie) unterbrochen werden.

Sofern eine Sucht mit illegalen Drogen vorliegt und der Wunsch nach Behandlung besteht, ist es ratsam, zunächst den Hausarzt aufzusuchen und sich an eine Drogenberatungsstelle zu wenden, um eine adäquate Suchtbehandlung einzuleiten. Diese können auch bei der Suche nach einer geeigneten Traumatherapie behilflich sein.