Angela Piekoschowski
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen
 

 
                          

Traumatherapie

Was ist ein Trauma?

Verschiedenste Ereignisse sind dazu geeignet, ein Trauma auszulösen. Von einem Trauma spricht man, wenn die traumatischen Erfahrungen von unserem Gehirn als absolute Bedrohung wahrgenommen werden und man darauf nicht vorbereitet ist. Traumatische Erfahrungen übersteigen das Erträgliche. Die Betroffenen fühlen sich hilflos, ohnmächtig, leer, wie abgetötet, haben Angst und/oder Panik. Danach ist nichts mehr, wie es war.

Welche Traumata gibt es?

  • Man-Made-Traumata
  • Naturkatastrophen und schwere Schicksalsschläge
  • kollektive Traumatisierungen, z.B. Krieg
  • Unterscheidung zwischen Mono-Trauma (Typ I Trauma) und komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS = Typ II Trauma)

Das Trauma entsteht, wenn keine adäquaten Bewältigungsstrategien vorhanden sind und die Situation die persönlichen Handlungsmöglichkeiten überfordert.  

Der Mensch hat bei einem solch überwältigendem Ereignis nur die Möglichkeiten:

  1. Fight or Flight (Kämpfen oder Fliehen)
  2. Freeze and Fragment (Erstarren und Zersplittern)

Das schlimmste Trauma ist das Man-Made-Trauma, d.h. dieses wird Menschen von anderen Menschen zugefügt. Meist von Menschen, denen wir vertrauen, daher fühlen sich die Betroffenen anschließend besonders stark verletzt und verraten = bspw. bei sexuellem Mißbrauch.

Traumata entstehen bspw. durch

  • Naturkatastrophen
  • Krieg, Vertreibung, Folter, Gewalt
  • Operationen, Unfälle
  • traumatisches Geburtserleben
  • Vernachlässigung in der Kindheit, Mißbrauch
  • Miterleben von Gewalt, Vergewaltigungen, Unfällen etc...als Zeuge/Helfer
  • Verlust einer nahen Bezugsperson
  • Zusammenleben mit traumatisierten Personen (z.B. Kriegsopfer, Soldaten)

Therapie

Die Therapie ist stark abhängig von der Art des Traumas, den Ressourcen, Erfahrungen und kognitiven Kompetenzen der traumatisierten Person. Auch die therapeutische Beziehung spielt eine wesentliche Rolle.

Es gibt daher keine Standardtherapie, die zu jedem Menschen passt, da bei jedem die individuellen Bedingungen beachtet werden müssen.

Deshalb ist das Vorgehen i.d.R.

  1. Stabilisierung (sehr zeitaufwändig, oft der größte Teil der Therapie)
  2. Traumadurcharbeitung (evtl. neue Stabilisierung)
  3. Integration des Erarbeiteten ins Leben des Patienten

Die Stabilisierung ist erforderlich, damit die Symptome zunehmend besser kontrolliert werden können. Die Spannung wird abgebaut, die Gefühle können reguliert werden und die Betroffenen sollen lernen, sich von inneren Bildern zu distanzieren.

Bei einer Traumaexposition - also der Durcharbeitung - wird das Trauma in der Vergangenheit belassen, denn dort gehört es hin.

Bei der Integration wird daran gearbeitet, das weitere Leben neu auszurichten und zwar mit den eigenen Stärken. Der Blick soll nicht mehr in die Vergangenheit gerichtet werden, sondern ins "Hier und Jetzt", bzw. in die Zukunft.

Nicht immer ist es sinnvoll oder vom Betroffenen gewünscht, eine Traumakonfrontation durchzuführen. Dies hat auch nicht unbedingt erste Priorität. Allenfalls bei der einfachen PTBS kann ggf. eine zeitnahe Konfrontation sinnvoll sein. Bei der komplexen PTBS ist Stabilisierung das erste Gebot. Diese wird ca. 70-80% der gesamten Therapiezeit in Anspruch nehmen und vielfach reicht sie als Behandlung zunächst aus.

Ich wende folgende hilfreiche Methoden zur Traumabearbeitung an:

BASK-Modell

Bildschirmtechnik

Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)

Innere-Kinder-Retten (IKR)

Katathym imaginative Psychotherapie (KIP)

Betrachtungen zum Thema Trauma....

Die Gesellschaft wird immer offener, wenn es um psychische Erkrankungen geht und so suchen sich auch immer mehr ältere Menschen therapeutische Unterstützung, um längst vergessene (verdrängte) Traumata zu bearbeiten. Denn unverarbeitete Traumata holen irgendwann die meisten ein - den einen früher, den anderen später.

Die Psyche möchte alle Erlebnisse verarbeiten, um mit diesen abschließen zu können. Wenn dies in jungen Jahren aber nicht geschehen konnte, weil das Erlebte zu schrecklich war, wird das Trauma tief in der Seele verstaut und geparkt. So beeinträchtigt das Thema den Menschen zunächst nicht mehr, aber es ist nicht verarbeitet und schlummert nur..... bis es eines Tages bearbeitet werden will. Das geschieht meistens zu einer Zeit, wo der Mensch zur Ruhe kommt und das Leben scheinbar gut organisiert vor sich hin läuft.

In Untersuchungen wurde bestätigt, dass es zwei besonders herausragende Altersstufen gibt, in denen es plötzlich zu psychischen Auffälligkeiten kommt:

Zwischen 30 - 35 Jahren und in den mittleren 50er Jahren

Immer, wenn die Seele wieder mehr "Zeit" hat, kümmert sie sich um die verdrängten Themen. Das muss sie auch, denn für Verdrängung ist sie nicht ausgelegt. Die Verdrängung kostet den Menschen unendlich viel Energie, das verdrängte Thema will aufgearbeitet werden, dafür sorgt die Seele mit Ängsten, Depressionen, Schuldgefühlen, anflutender Trauer über längst Vergangenes etc..

Trauma-Typen

Hier kennen wir die akute Belastungsreaktion bzw. die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) z.B. nach einem Unfall oder  einem anderen plötzlichen belastendem Ereignis. Diese werden als Trauma-Typ 1 bezeichnet. Diese Traumata können i.d.R. gut mittels traumafokkussierten Verfahren behandelt werden.

Bei langandauernden seelischen Verletzungen - dem Trauma-Typ 2 - kommen häufig zusätzlich weitere Verfahren zum Einsatz, beispielsweise tiefenpsychologische, imaginative, gestalt- und körpertherapeutische Interventionen.

Bindungs- oder Entwicklungstrauma

Beide Traumaformen sind ähnlich in der Entstehung und auch in der Behandlung. Hier liegt meist eine tief greifende seelische Verletzung  durch Unterdrückung, Hilflosigkeit und Gewalt zugrunde.

Entwicklungstraumata entstehen in der frühen Kindheit. Als wesentliche Ursachen gelten:

  • chaotisches Elternhaus
  • strenges, gefühlskaltes Elternhaus
  • körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch
  • Demütigungen, Ablehnung
  • psychisch kranke Eltern
  • häufig wechselnde Lebensmittelpunkte und Bezugspersonen
  • u.v.m.

Aber auch weniger schlimme Ereignisse können Traumata auslösen, wie z.B. die i.d.R. Trennung der Eltern. Das Kind kann dann traumatisiert werden, sobald es Ereignisse als bedrohlich erlebt, diesen Ereignissen nicht entkommen kann und es sich dadurch selbst als nicht gut oder nicht willkommen wahrnimmt. Ohne entsprechende Verarbeitungsmechanismen, über die ein Kind i.d.R. noch nicht verfügt, wird es sich meist selbst die Schuld für alles geben und es beginnt ein Teufelskreislauf. In diesem Prozess hilft dem Kind die Fähigkeit, schmerzhafte Gefühle abzuspalten (zu dissoziieren).

Die so dissoziierten Anteile verbleiben im Unterbewusstsein und auf der Körperebene und wirken auch noch nach Jahren in Form von Ängsten, Depressionen, Phobien, unerklärlicher Trauer, psychosomatischen Problemen und Emotionsüberflutungen durch Flashbacks, weiter. Durch sogenannte Trigger (Gerüche, Geräusche, Gedanken, Worte o.ä.) werden die Flashbacks ausgelöst.

Im Laufe des Lebens gibt es aber oft auch bessere Phasen, in denen die Betroffenen ihr Leid nicht so stark wahrnehmen. Dies ist oft dann der Fall, wenn wesentliche Ziele erreicht werden, z.B. Berufswahl, Heirat und Familienplanung. Nachdem diese Ziele erreicht sind, steht das Trauma i.d.R. wieder im Vordergrund.

Wenn die Gefühle so überwältigend werden, dass sie kaum noch aushaltbar sind, versuchen die meisten Betroffenen, Hilfe durch entsprechende Therapien zu bekommen.

Frühe Traumata

Zwillingsverlust, das frühe Trauma im Mutterleib

Dieses Thema ist vielen von uns überhaupt nicht bewusst. Und doch, die Zahl der nicht überlebenden Zwillinge/Mehrlinge ist viel höher, als angenommen. Damit erleben auch sehr viele überlebende Zwillinge den Tod ihres Geschwisters und das wirkt sich oft auf das weitere Leben aus.

Bekannt ist, dass der Tod eines Zwillings oft unbemerkt von den Ärzten oder der Mutter bleibt, weil dieses Erreignis meist in der 5. - 10. Schwangerschaftswoche (SSW) geschieht. Die ersten Ultraschalluntersuchungen erfolgen aber i.d.R. erst zwischen der 9.-12. SSW, so dass das Ereignis unerkannt bleibt. Bekannt ist auch, dass ca. 10% der Schwangerschaften Mehrlingsbefruchtungen sind und daraus nur wiederum ca. 1% lebende Zwillinge hervorgehen. Damit entstehen ca. 9% sogenannte Geisterzwillinge, die während der Schwangerschaft sterben.

Den Tod eines Zwillings bekommt der überlebende Zwilling aber hautnah mit, denn er/sie ist mit seinem/ihrem Zwilling auf's engste verbunden. Es gibt Foto's und Filme von ungeborenen Zwillingen, die zeigen, dass sich die Kinder umarmen und den anderen sehr genau wahrnehmen. Die Wahrnehmung der Kleinen ist bereits sehr ausgeprägt, sie bekommen auch in frühen Stadien der Schwangerschaft schon sehr viel von der Außenwelt, vor allem aber die Emotionen der Mutter mit. Jede emotionale Veränderung der Mutter wird über die Hormone an die Kleinen weitergegeben. Z.B. ist das Hörvermögen ab der 20. SSW komplett ausgebildet und die Kinder können bspw. die Gespräche der Eltern hören.

Mögliche Auswirkungen

Wenn nun einer der Zwillinge stirbt, stellt dieses Erleben für den anderen Zwilling ein schweres Trauma dar. Der Überlebende bekommt ganz genau mit, wie das Leben aus dem anderen weicht und das Herz aufhört zu schlagen. Der überlebende Zwilling spürt einen starken Schmerz und wird möglicherweise später im Leben unerklärliche Schuldgefühle und Trauer empfinden.

Die Mutter ahnt oft nichts von den dramatischen Vorgängen und nach der Geburt wissen sie und der überlebende Zwilling i.d.R. nichts von dem Geisterzwilling. Durch das erlittene Trauma im Mutterleib kann es jedoch für den überlebenden Zwilling zu organischen Fehlbildungen, psychosomatischen oder psychischen Auswirkungen kommen. Den überlebenden Zwilling belastet später oft das Gefühl, nicht in Ordnung zu sein, nicht zu genügen. Manche essen für zwei oder lassen dem anderen immer etwas über, arbeiten doppelt so hart oder haben eine enorme Sehnsucht nach Nähe oft verbunden mit großer Verlustangst. Das alles erklärt sich aus der tiefen Sehnsucht nach dem verlorenen Zwilling. Weitere Symptome können Schwindelanfälle, Herzrasen, Schmerzen (Enge) in der Brust, Panikattacken, übersteigerte Angst vor dem Tod u.s.w. sein.

Lösungsmöglichkeit

Helfen kann ein bewusster Abschied von seinem Zwilling, z.B. durch ein Begräbnisritual. Bei manchem reicht auch schon, darüber zu sprechen und die damals gefühlten Emotionen noch einmal zu durchleben. Weitere hilfreiche Therapieformen sind z.B. systemische Ansätze wie die Aufstellungsarbeit. Im Grunde spürt jeder Betroffene, was ihm in dem Moment helfen kann, wenn sich das Thema erst einmal gezeigt hat.